Aktualisiert am 31.08.2021
Wenn das Europäische Forum Alpbach für knapp drei Wochen in Alpbach tagt, verwandelt sich das idyllische Bergdorf in das „Dorf der Denker“ in dem sich Weltpolitiker und Nobelpreisträger die Hand geben. Wie Einheimische das Geschehen verfolgen und welche manch illustren Begegnungen dabei entstehen, davon berichtet er heute 88-jährige Hansjörg Lederer.
Alpbach – Jedes Jahr im Sommer wird das Congress Centrum im Tiroler Ort Alpbach zur generationenübergreifenden Ideenschmiede und Wissensplattform, mit dem Ziel Europa nachhaltig zu stärken. Das „Dorf der Denker“ in der Tiroler Bergwelt hat mit seinen liberalen Ideen über Europa Generationen von Intellektuellen und Politikern geprägt. Es begann im Jahr 1945: Otto Molden und Simon Moser veranstalteten im Bergdorf Alpbach mit damals 80 Studenten die ersten „Internationalen Hochschulwochen“. Im Jahr 1949 erhielt die Veranstaltung den Namen Europäisches Forum Alpbach. Das Forum hat inzwischen etliche Generationen von Intellektuellen und Politikern und damit die Europäische politische Kultur entscheidend mitgeprägt. Der heute 88-jährige Hansjörg Lederer erinnert sich gerne zurück an die Anfänge.
Hansjörg Lederer war schon als junger Bauunternehmer und später als Vorstand „Club Alpbach für Europäische Kultur“ involviert. Er war als junger Zimmerer ab 1950 bei manchen Aufbauten behilflich. Etwa für eine Bühne vor der Kirche, auf der Schauspiel-Größen den Ur-Faust aufführten.
„Von den Anfängen in den ersten Monaten nach dem Krieg habe ich mitbekommen, dass der Hunger für die Teilnehmer noch Thema war“, erinnert sich Lederer. Alpbach wurde auch deshalb als Veranstaltungsort ausgewählt, weil der damalige Bürgermeister Alfons Moser zusicherte, dafür eine Kuh zu schlachten. Beim Geschäft im Dorf wurden dann US-Care-Pakete ausgegeben. Später kamen Politiker von Weltrang nach Alpbach. Darunter auch Indiens Premierministerin Indira Gandhi, an die sich Hansjörg Lederer heute noch schmunzelnd erinnert.
Hubschrauber sorgte für Stromausfall
Ein Hubschrauber begleitete ihren Autokonvoi und flog viel zu tief. Er hat dann zwischen Alpbach und Reith ein Kabel gekappt und im Dorf fiel der Strom aus. „Wegen Indira Gandhi gab es auch eine große Terrorübung auf meinem Sägewerk-Gelände“ erzählt Lederer. Mitten in der Nacht stürmte die Cobra mit lautem Getöse das Haus. Und einmal sorgte die volksnahe Gandhi für Entsetzen beim Sicherheitspersonal als sie plötzlich verschwunden war. Sie ging seelenruhig und alleine in eine Alpbacher Boutique zum Einkaufen. „Ich habe sie dann dort fotografiert“, lacht Lederer.
Künstler errichteten eigenes Staatsgebiet in Alpbach
Aufregung gab es auch um den „Freistaat Artopia“, der 1979 mitten in Alpbach von Andre Heller und Gustav Peichl gegründet wurde. Das Staatsgebiet umfasste den Bereich zwischen Gasthof Messner und Böglerhof mit einem eigenen Tor. Es wurde eine Kulisse aufgebaut bis hin zu einer WC-Türe. Eine Kabel-TV-Sendung wurde in zwei, drei Wirtshäusern ausgestrahlt. Als Einheimische im Spaß drohten, das Ganze in der Nacht anzuzünden und sich Forum-Gründer Otto Molden vom Klamauk wenig begeistert zeigte, war „Artopia“ schnell wieder Geschichte.
Gehen die Einheimischen generell sehr entspannt mit der Prominenz um? „Ja, für die Alpbacher war ein Minister auf der Straße oder beim Einkaufen immer selbstverständlich“, so Lederer.