Aktualisiert am 28.07.2025
Erl – Erzbischof Franz Lackner wirkte am 27. Juli 2025 bei den Passionsspielen in Erl mit – als Teil des Volkes auf der Bühne. Damit wurde ein lang gehegter Wunsch des Franziskaners wahr. Die Passionsspielgemeinschaft machte für ihn eine Ausnahme, normalerweise dürfen nur Erlerinnen und Erler mitspielen. Für Lackner war es ein existenzielles Erlebnis: Das Spiel um das Leben und Leiden Jesu berührt ihn tief – nicht nur als Geistlicher, sondern als Mensch.
Karl Anker, Obmann des Passionsspielvereines, freut sich über den prominenten Besuch in Erl:„Es ist eine besondere Auszeichnung für die Erlerinnen und Erler, dass der Bischof ein Teil der Passionsspielgemeinschaft wird.“ Erzbischof Franz Lackner reiste am Sonntag, den 27. Juli 2025, nach Erl, um selbst am Spiel der Erlerinnen und Erler teilzunehmen: „Für mich hat das eine besondere Bedeutung“, erklärt er. „Es geht in diesem Spiel doch um das Leben Jesu – und damit beschäftige ich mich seit über 50 Jahren jeden Tag. Sein Leiden ist mein täglich Brot – und hier in Erl wird es gespielt.“
So wie die Erlerinnen und Erler das Spiel in der Inszenierung von Martin Leutgeb anlegen, wird es nicht nur dargestellt, sondern auch gelebt – und vor allem gespürt: Die emotionale Kraft der Erzählung wird in der präzisen Regiearbeit besonders deutlich. Für Erzbischof Franz Lackner ist diese Herangehensweise gut nachvollziehbar: „Der Franziskus – ich bin ja Franziskaner – hat alles, was sich ereignet hat, nachspielen wollen, um es tiefer zu erfassen. Und ich nehme dieses Spiel ganz ernst, existenziell ernst.“
Der Wunsch, selbst Teil der Passionsspielgemeinschaft zu werden, ist über Jahre gereift. Bereits 2019 war die Idee präsent – nun wurde sie Wirklichkeit. Spielleiter Peter Esterl hatte maßgeblichen Anteil daran, dass dieser besondere Auftritt zustande kam. Als Religionslehrer war er in Salzburg, um dem Erzbischof persönlich eine Einladung zum Eröffnungsgottesdienst zu überbringen.
Schon in den vergangenen Jahren hatte Franz Lackner mehrfach betont, dass er gerne einmal mitwirken würde. Diesen Sommer war es schließlich soweit – man einigte sich auf einen Termin. „Ich halte am Anfang der Passionsspiele eine Messe. Da habe ich den Wunsch geäußert und einige der Beteiligten haben mich gehört. So ernst habe ich das aber gar nicht gemeint“, schmunzelt der Erzbischof und fügt hinzu: „Auf einmal war es aber bitterernst – und jetzt bin ich hier.“
Für die Passionsspielgemeinschaft bedeutete das eine Besonderheit – denn eigentlich dürfen nur Personen mit Wohnsitz in Erl mitwirken. Für Erzbischof Lackner machte man eine Ausnahme. Immerhin hat er sich eigens einen Bart wachsen lassen: „Der Bart ist für mich ein Zeichen, dass ich dazugehöre.“ Seine schauspielerische Laufbahn beginnt mit einem Auftritt im Volk, inmitten der Erlerinnen und Erler, die von Jung bis Alt gemeinsam auf der Bühne stehen. Dieses starke Gemeinschaftsgefühl ist auch heute wieder spürbar – besonders, wenn sich der Erzbischof hinter der Bühne ganz selbstverständlich unter die Passionsspieler:innen mischt.
Warum es für ihn persönlich so bedeutsam ist, im Volk mitzuspielen, erklärt Franz Lackner so: „Das Statistenwesen finde ich besonders gut. Da fällt mir ein Wort aus der Bibel ein, von Johannes dem Täufer, den ich sehr verehre. Er hat gesagt: ‚Ich bin dabei.‘ Nicht im Zentrum, weil das ist nicht gut für einen gläubigen Menschen. Nur: ‚Ich bin dabei.‘“
Und er ist mehr als nur dabei – er scheint tief berührt und bewegt, wie sein Gesichtsausdruck in den einzelnen Szenen immer wieder verrät. Die Freude über das Mitwirken überwiegt, auch wenn kurz vor dem ersten Auftritt ein wenig Nervosität zu spüren ist: „Ich bin viel auf der Bühne, aber in der Kirche – das ist heute schon etwas anderes. Das berührt mich sehr. Auch die Frage, ob ich so sein kann, wie ich auf der Passionsbühne sein möchte?“ Für die Passionsspielgemeinschaft ist jedenfalls klar: Auf der Bühne ist er einer von ihnen.
Kontakt: Andrea Maria Hölbl O&K Mail: andrea.h.@ok-k.at