Skitourenfrühling in Osttirol

Aktualisiert am 27.12.2024

Ab Februar, wenn die Tage länger werden und die frühen Sonnenstrahlen jungfräuliche Hänge in butterweiche Firnflächen verwandeln, beginnt Osttirols Skitouren-Hauptsaison. Im Land der 266 Dreitausender, das zur Hälfte auf über 2.000 Metern liegt, finden Fans der beliebten Wintersportart bis weit ins Frühjahr unberührte Natur und hochalpine Gebirgszüge, soweit das Auge reicht. Neben zahlreichen Tages- und Mehrtagesklassikern wartet die österreichische Wintersportdestination südlich des Alpenhauptkamms mit eigens für Firngeher geöffneten Hütten auf. Dank lokalen Guides und ausgewiesenen Routen können sich Bergsportler auf Sicherheit und professionelles Know-how verlassen. Im Interview erklärt der Kalser Experte Vittorio Messini, warum die Planung gerade in der wärmeren Jahreszeit an die äußeren Gegebenheiten angepasst werden muss.

Eine der schönsten Skitouren in den Lienzer Dolomiten führt in den Laserzkessel rund um die Karlsbader Hütte mit Abfahrten für alle Schwierigkeitsgrade. Von Tristach gelangt man zum Parkplatz Kreithof und steigt dann gemütlich über die Dolomitenhütte zur Karlsbader Hütte auf, was etwa drei Stunden dauert. Von dort bietet die Ödkarscharte auf 2.600 Metern nach einer Stunde Anstieg ein aussichtsreiches Panorama und lohnende Abfahrten. Auch das schneesichere Defereggental eröffnet im Frühjahr zahlreiche Möglichkeiten für Anfänger und Genusstourengeher. Vom Ausgangspunkt Staller Sattel auf 2.052 Metern startet die Route zur Roten Wand. Der Aussichtsberg (2.818 Meter) ist über weites Muldengelände durch das Ackstaller Tal erreichbar. Der Aufstieg über 800 Höhenmeter dauert etwa zweieinhalb Stunden, die Abfahrt folgt entlang der gleichen Strecke zurück ins Tal.

Die Skiroute Hoch-Tirol ist eine sechstägige Hochgebirgstour in den Ostalpen über mehr als 18.000 Höhenmeter und 140 Kilometer, die von Kasern in Südtirol durch die mächtige Gipfel- und Gletscherlandschaft des Venedigergebiets bis zum Großglockner, höchster Berg Österreichs, führt. Die Durchquerung gilt als die Kaiserin unter den Frühjahrsskitouren, sind zu dieser Zeit doch schon ein paar Hütten nicht nur mit Winterräumen geöffnet, sondern auch als Stützpunkte samt Schlaf- und Verpflegungsmöglichkeiten. Die Route führt über das Umbaltörl nach Osttirol zur Essener-Rostocker Hütte, von wo aus der Große Geiger (3.360 Meter) erklommen wird. Nach Übernachtung auf der Johannishütte führen knapp 1.500 Höhenmeter auf den Großvenediger (3.674 Meter). Die Tour beinhaltet anspruchsvolle Abfahrten ins Innergschlöss, gefolgt von Aufstiegen zur Amertaler Höhe, Granatscharte und Stubacher Sonnblick (3.088 Meter). Am fünften Tag geht es auf die Granatspitze ((3.086 Meter), bevor eine Steilabfahrt zum Dorfersee und weiter zum Taurerwirt in Kals führt. Den krönenden Abschluss bildet die Besteigung des Großglockners (3.798 Meter) am sechsten Tag ab der Stüdlhütte, gefolgt von der Abfahrt zum Lucknerhaus. Skitourenerfahrung, Kletterkenntnisse und gute Kondition sind unbedingt erforderlich. Außerdem wird die Begleitung durch einen Osttiroler Berg- und Skiführer empfohlen.

Welche wesentlichen Unterschiede gibt es bei der Skitourenplanung im Hochwinter im Vergleich zum Frühjahr?Vittorio Messini: Hauptunterschied ist der zeitliche Faktor! Im Frühjahr beginnt der Tag für Skitourengeher oft einige Stunden früher als im Hochwinter. Manchmal ist sogar ein Start mit Stirnlampe nötig, je nach Länge der geplanten Tour. Im Hochwinter ist die Sonne schwach, wodurch der Schnee viel länger braucht, um sich zu setzen, besonders auf nordseitigen Hängen. Im Frühjahr hingegen verläuft dieser Prozess deutlich schneller, was teilweise schon während des Schneefalls durch die stärkere Sonneneinstrahlung geschieht. Unabhängig von der Jahreszeit spielen Lawinengefahr und Wetter eine sehr große Rolle, meist basiert die Tourenplanung auf diesen beiden Punkten und man entscheidet dann erst über das Ziel. Besonders in Osttirol gilt der Zeitraum von Februar bis Ende April als beste Zeit für Skitouren, da dort im Frühjahr meist optimale Bedingungen herrschen.

Was gehört in jeden Skitourenrucksack?Die Notfallausrüstung ist unabhängig von der Jahreszeit und gehört immer in den Rucksack: LVS-Gerät, Schaufel und Sonde zählen zur Grundausstattung. Im Hochwinter sollte der Airbag-Rucksack dabei sein. Dieser nutzt im Frühjahr bei harten Firnverhältnissen allerdings kaum, da er bei Nassschneelawinen nicht von Vorteil ist. In den wärmeren Monaten sind Harscheisen wichtig, da der Untergrund frühmorgens oft hart und gefroren ist. Es schadet aber nie, diese dabei zu haben. Denn manchmal sind Gipfel oder Hänge unabhängig von der Jahreszeit durch starken Wind verblasen und vereist. Meine weiteren Empfehlungen für die Packliste: Skitourenhelm, Sonnenbrille, Rettungsdecke, Biwaksack, Reparaturset, Daunenjacke, Thermoskanne, Snacks und Wechselwäsche nicht vergessen.

Welche Vorteile bietet eine Skitour im Frühjahr im Vergleich zum Hochwinter, sowohl in Bezug auf die Schneeverhältnisse als auch auf das Gesamterlebnis?Das ist nicht leicht zu beantworten. In der kalten Jahreszeit durch eine idyllisch verschneite Winterlandschaft aufzusteigen, um dann auf unberührten Pulverschneehängen abzufahren, ist ein irres Erlebnis. Als eher unangenehm empfinden viele die tiefen Temperaturen, da frieren Finger und Zehen gern mal ein. Ich mag die Zeit ab März, wenn die Tage wieder länger werden und die Sonne schon richtig Kraft hat, auch sehr gern. Wir haben in Osttirol 266 Dreitausender und vergletscherte Landschaften mit unzähligen Möglichkeiten bis ins späte Frühjahr. Selbst im April und Mai ist Pulverschnee auf nordseitigen Abfahrten möglich. Einige Hütten öffnen für Skitourengeher bereits ab März.

Informationen zu den schönsten Skitouren in Osttirol: Skitouren.osttirol.com