Lichterspektakel in der Nacht: Die Bergfeuer der Tiroler Zugspitz Arena

Aktualisiert am 28.05.2024

Alle Jahre zur Sommersonnenwende ist es wieder so weit: Als absolutes Event-Highlight der Region werden der längste Tag und die kürzeste Nacht mit spektakulären Feuermotiven gefeiert. Aber wie läuft die Tradition genau ab, und wie lässt sich das Bergfeuer am besten beobachten?

Eine sternenklare Nacht, spannungsgeladene Luft und majestätische Gipfel ragen in die Dunkelheit: Da, ein Funke! Auf einmal erstrahlt auf dem Berghang ein leuchtendes Kunstwerk aus hellen Feuerflammen. Egal ob Symbole aus Mythologie und Spiritualität, aktuelle Themen oder unerwartete Überraschungen: Das Publikum ist begeistert von den funkelnden Kristallen, Hirschen aus Feuer, strahlenden Herzen oder sogar leuchtenden Disney-Figuren.

Save the Date

Jährlich ungefähr am dritten Samstag im Juni erstrahlt der Ehrwalder Talkessel – mit seinem 360-Grad-Panorama bestens als Leinwand für die feurigen Motive geeignet – in ganz besonderem Licht. Als Termin ist der 22.06.2024 um 21.30 Uhr angesetzt: Bei schlechtem Wetter wird auf den 29.06. ausgewichen. Die Bergfeuer der Tiroler Zugspitz Arena, die seit 2010 sogar zum immateriellen UNESCO Kulturerbe zählen, dauern etwa zwei Stunden. In dieser Zeit können jährlich etwa 9.000 Besucher, die von den Bergfeuern angelockt werden, völlig in die zauberhafte Lichtershow eintauchen.

Der Ursprung der Bergfeuer zur Sommersonnenwende geht auf einen alten Brauch zurück. Seit dem 14. Jahrhundert gelten Feuer als wirksam, um Dämonen und böse Geister zu vertreiben. Und auch dieses Jahr können Einheimische und Gäste die einzigartigen Bergfeuer im Talkessel erleben.

Von steilem Gelände und Säcken mit Sägemehl

Die Planung der Sonnwendfeuer in Ehrwald beginnt bereits Monate im Voraus. Sobald die Motive feststehen, werden sie auf einem Plan gezeichnet und dann je nach Hangneigung in die Länge gestreckt. Damit lässt sich die gewünschte Größe vom Tal aus erzielen. Anschließend dient eine Mittelschnur am Hang als Anhaltspunkt für die Messpunkte. Zudem helfen Holzstöckchen bei der richtigen Markierung.

Anschließend werden bis zu 700 Säcke – gefüllt mit Sägemehl und Rapsöl – auf die Berge transportiert und exakt angeordnet. Etwa zwei bis drei Stunden vor dem Anzünden der Bergfeuer wird ein sogenanntes „Neckfeuer“ entfacht. Dieses dient dazu, mittels Rauch und Feuer die Aufmerksamkeit des Publikums auf den Feuerplatz zu ziehen. Dabei bewegen sich die Bergfeurer auf steilem Gelände in bis zu 2.000 Metern Höhe: Auch der nächtliche Abstieg verlangt bergsteigerisches Können. Insgesamt werden so auf dem Wetterstein-Massiv, der Mieminger Kette und den Lechtaler Alpen rund 10.000 einzelne Feuer mit Fackeln und Benzin entzündet. 

Insgesamt stellen mehr als 300 sogenannte Bergfeurer sicher, dass die atemberaubenden Kunstwerke zum richtigen Zeitpunkt zu bestaunen sind. Dabei organisieren momentan acht Vereine das Event: Dazu zählen unter anderem die Bergfeurer Ehrwald, die Seebenfeurer, die Sonnenspitzfeurer, die Gourmetfeurer und die Bergfeurer Lermoos.

Alte Technik mit modernen Helfern

Anfangs wurden einzelne Motive dargestellt, während oft nur einfache Feuer brannten. Durch die Verwendung von maßstabsgetreuen Zeichnungen und unter Berücksichtigung der Geländestrukturen hat sich die Tradition weiterentwickelt und perfektioniert. Während die Feuerbilder einst mühselig am Zeichenbrett entworfen und geplant wurden, nutzen die Lichtkünstler heute auch schon einmal digitale Zeichenprogramme als Unterstützung. Mitunter entstehen so inzwischen erste Schritte zur räumlichen Darstellung.

Aber auch die verwendeten Brennmaterialien haben sich verändert: Anstelle von wenig umweltfreundlichen Altreifen oder Dieselöl brennen heute mit Rapsöl getränkte Sägespäne. Bei manchen Bergfeurern hat sich auch Kerzenwachs als Methode zum Entflammen der einzelnen Feuerpunkte bewährt. Dazu werden Kerzenabfälle vom Recycling- oder Bauhof geholt und in einem großen Behälter erwärmt. Anschließend wird das flüssige Wachs gefiltert, um Rückstände von Kerzendocht und anderen Materialien zu entfernen.

Anstelle von Blechdosen, in denen das Brenngut an Ort und Stelle aufgestellt wurde, nutzen die Feuerkünstler heute rückstandsfrei verbrennende Pappbecher oder Säcke. So bleiben am Ende nur noch flammende Erinnerungen – bis zum nächsten Jahr.

Der beste Standort, um die Bergfeuer zu erleben

Wer mit dem Auto anreist, soll ausschließlich die öffentlichen Parkplätze der Region benutzen. Zudem ist das Campieren nur auf den ausgewiesenen Campingplätzen erlaubt. Für gute Sicht sind die Spazierwege im Moos geeignet – von dort aus kann man den ganzen Talkessel bestaunen.

Da es nur wenige Parkmöglichkeiten gibt und es zu langen Staus auf den Straßen kommen kann, am besten zu Fuß ins Moos laufen. Hier kommt man zum Beispiel vom Veranstaltungszentrum Zugspitzsaal in Ehrwald aus sehr gut hin. Der zentralste Aussichtspunkt ist außerdem die Loisachbrücke: Sie ist von Ehrwald, Lermoos und Biberwier ideal zu erreichen.

Wer sich schon einmal ein Bild von der Feuer-Show machen möchte, findet im Video einen Rückblick auf die magischen Abende.