Aktualisiert am 05.12.2024
Das Museum Tiroler Bauernhöfe überrascht derzeit mit Kurzvideos auf TikTok. Ein moderner Ansatz, um alte Baukunst und das Leben früherer Generationen lebendig zu machen.
Kramsach – In einem düsteren Bauernhof, im Schein eines Ringlichts, erklärt Dr. Thomas Bertagnolli, der Kustos des Museums, warum Türrahmen früher so niedrig waren. Bei ihm steht Geschäftsführer Maximilian Herbst und filmt – für TikTok. In 30 Sekunden erzählen sie Geschichten, die die Vergangenheit fassbar machen. Ein Ansatz, der mehr als nur Neugier weckt: „Unsere historischen Gebäude erzählen Geschichten – wir übersetzen sie ins Hochformat“, erzählt Maximilian Herbst.
Seit der Winterpause, in der das Museum für Besucher geschlossen hat, erobern die beiden mit kurzen, prägnanten Clips die Plattform. Ihre Themen reichen von architektonischen Finessen, bis hin zu Dachgiebeln, die mit geschnitzten Schutzsymbolen Böses abwehren sollten. „Wenn man mehr über etwas weiß, zieht das automatisch in den Bann“, ist Bertagnolli überzeugt. Er liefert den inhaltlichen Tiefgang. Ein Video zeigt, wie ein Bauernhof aus dem Paznaun früher als Poststation diente – ein anderes, woher heutige Sprichworte stammen.
Der Erfolg ist beeindruckend: Innerhalb eines Monats erreichte der Kanal bereits 400.000 Videoaufrufe und 3.000 Follower – ohne großes Budget oder Profi-Equipment. „Die Resonanz zeigt uns, dass Museen auch auf modernen Plattformen ihre Nische finden können“, freut sich Herbst. Besonders überrascht war man, wie groß und aktiv die Altersgruppe über 45 Jahre auf TikTok ist. „Dieses Publikum, das wir dort in so großer Zahl nicht erwartet hätten, beteiligt sich rege an Diskussionen und teilt unsere Inhalte begeistert.“ Zum Vergleich: Auf Instagram hat es fast ein Jahr gedauert, eine ähnliche Zielgruppe aufzubauen – auf TikTok gelang das innerhalb eines Monats.
Der Erfolg gibt dem Museum recht: Mit 796.000 erreichten Personen im November liegt das Tiroler Freilichtmuseum in seiner Kategorie weit vorne – vergleichbar mit Größen wie der National Gallery (179.000) oder dem Rijksmuseum (489.000). „Die wenigen Aufrufe des Guggenheims sprechen weniger für unseren Erfolg als vielmehr dafür, dass es in der Branche noch wenig Vergleichbares gibt“, betont Herbst.
Mit diesem neuen Weg macht das Museum neugierig auf die kommende Saison, die aber erst ab dem 19. März 2025 wieder startet. Bis dahin gibt’s Wissen aufs Smartphone. Und auf Anmeldung können ganzjährig Führungen, ab zwei Personen, durchs Museum gebucht werden.
Informationen auf TikTok unter: @hoefemuseum_kramsach Anmeldung zur Führung unter: www.museum-tb.at