Die Landeshauptleute der österreichischen Bundesländer haben sich in ihrer Sitzung am 7. Juni 2023 mit der Zukunft des Wissenschafts- & Wirtschaftsstandorts Österreich befasst und fordern leistungsfähige Rahmenbedingungen für den Fachhochschulsektor.
MCI | Die Unternehmerische Hochschule® in Innsbruck begrüßt den dort einstimmig gefassten Beschluss, der von Tirols Landeshauptmann Anton Mattle eingebracht und von allen Bundesländern mitgetragen wurde. Die Bundesregierung wird darin aufgefordert, forschungsaffinen Fachhochschulen die Einrichtung von Doktoratsstudiengängen zu ermöglichen. Dieses Anliegen wird aus mehreren Gründen vollinhaltlich unterstützt:
- Fachhochschulen sind die ersten Ansprechpartner für die Industrie, wenn es um angewandte Forschungsvorhaben und die Entwicklung oder Optimierung von Technologien, Verfahren, Produkten oder Geschäftsmodellen geht. Diese Forschungsvorhaben bieten hervorragende Chancen für leistungswillige junge Menschen, die sich im Zuge von an Fachhochschulen einzurichtenden Doktoratsstudien in Forschung & Entwicklung vertiefen und mit zukunftsrelevanten Themen wissenschaftlich befassen möchten.
- Das Fehlen von Doktoratsstudiengängen an Fachhochschulen bildet seit Jahren einen drastischen Engpass für den Wissenschafts-, Technologie-, Innovations- und Wirtschaftsstandort, um derartige Forschungsleistungen zu erbringen, die Forschungskompetenz in der Industrie und in innovativen KMU zu erhöhen und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken.
- Unterschiedliche Hochschultypen, wie z.B. Privatuniversitäten, verfügen seit jeher über das Recht, Doktoratsstudien anzubieten. Die derzeitige Gesetzeslage ist eine eindeutige Benachteiligung für die Fachhochschulen, die es zu beseitigen gilt.
- In der Bundesrepublik Deutschland (u.a. in den unmittelbar an Österreich angrenzenden Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg) wurde ein modernes Promotionsrecht für Fachhochschulen geschaffen. Ergänzend wurden in großer Zahl attraktive Forschungsstellen für Doktorand:innen und promovierte Jungwissenschafter:innen eingerichtet. Um in diesem internationalen Standortwettbewerb mithalten zu können und jungen Menschen in Österreich spannende Entwicklungspotenziale zu erschließen, sind Doktoratsstudiengänge an Fachhochschulen unabdingbar.
- Vier österreichische Hochschulen (MCI, FH St. Pölten, FH Vorarlberg, FH Joanneum) haben von der Europäischen Kommission in einem kompetitiven Verfahren den Zuschlag bekommen, eine „Europäische Universität“ aufzubauen, um aufgrund ihrer Qualität, Dynamik und Innovationskraft am Aufbau akademischer europäischer Leuchttürme von internationaler Relevanz und Strahlkraft mitzuwirken. Ein Teil dieses Programms besteht in der Entwicklung und Implementierung von europäischen Joint-, Double- & Multiple-Degree Programmen auf Bachelor-, Master- und vor allem auf Doktoratsebene. Aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage sind die österreichischen Fachhochschulen mangels Promotionsrechts von diesem wichtigen Programmpunkt ausgeschlossen. Den damit verbundenen „Brain drain“ gilt es in einen „Brain gain“ umzukehren und die besten Köpfe nach Österreich zu holen anstatt sie ans Ausland zu verlieren.
Landeshauptmann Anton Mattle: „Tirol ist ein beachtenswerter und erfolgreicher Hochschulstandort. Unsere Universitäten und Fachhochschulen genießen über die Grenzen Tirols hinaus einen guten Ruf und sind wesentliche Partner für unsere Wirtschaft und Industrie. Wer aber stehen bleibt, macht einen Schritt zurück. Deshalb ist es mir ein Anliegen, die Weiterentwicklung des Hochschulstandortes zu unterstützen. Dazu gehört auch, die Rahmenbedingungen unserer erfolgreichen Fachhochschulen laufend weiterzuentwickeln und auch an den Fachhochschulen Doktoratsstudien zu ermöglichen. Ich freue mich über die Unterstützung aus den anderen Bundesländern und fordere den Bund zum Handeln auf!“
MCI Forschungs- & Technologiechef Michael Kraxner: „Das Fehlen eines Promotionsrechts bildet seit beinahe 30 Jahren eine krasse Benachteiligung der österreichischen Fachhochschulen. Als angewandte Forschungseinrichtung erhalten wir massenhaft Forschungs- & Innovationsanfragen der heimischen und internationalen Industrie, welchen wir mithilfe des Promotionsrechts endlich adäquat und nachhaltig begegnen können. Damit stärken wir den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Österreich im internationalen Wettbewerb und wirken der Abwanderung von heimischen Spitzenkräften ins Ausland entgegen, die für die Generierung von zukunftsrelevantem Know-how unerlässlich sind.“
MCI-Rektor Andreas Altmann: „In Deutschland und der Europäischen Kommission hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Nach mehreren Bundesländern haben nun auch das unmittelbar angrenzende Bayern und Baden-Württemberg mit gemeinsam 25(!) Millionen Einwohner:innen und einer enormen Wirtschaftskraft ein attraktives Promotionsrecht für Fachhochschulen eingeführt. Darüber hinaus werden dort in den nächsten Jahren Milliardenbeträge in den Hochschulstandort investiert (z.B. „Hightech Agenda Bayern“). Hier gilt es den Anschluss nicht zu verlieren und den heimischen Standort zu stärken.“