Achtsam im Schnee: Winterwandern in Osttirol

Aktualisiert am 01.12.2021

Winterwandern ist die vielleicht sanfteste Art und Weise, die verschneite Bergwelt Osttirols zu erleben – und ist darüber hinaus ausgesprochen umweltverträglich und sozial. Denn es ermöglicht jedem, seinen Winterurlaub aktiv zu gestalten. Unabhängig von sportlichem Können und teurer Ausrüstung.

Das sieht auch Bernhard Pichler, Erfinder und Projektverantwortlicher des ersten zertifizierten Winterwanderdorf Österreichs, so: „Winterwandern ist die Demokratisierung des Wintersports. Kaum eine Bevölkerungsschicht wird ausgeschlossen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und das nötige Equipment – warme Kleidung und Wanderschuhe – haben die meisten sowieso zu Hause. Zudem entspricht diese Art eines sanften, klimaschonenden, vergleichsweise kostengünstigen Tourismus voll dem Zeitgeist“.

Sanfter Tourismus als Entwicklungsmotor für periphere Gebirgsregionen

Kartitsch (1.356 m) liegt am oberen Ende des Tiroler Gailtals, einem der höchsten und exponiertesten Gebirgstäler Österreichs. Flankiert wird die schmucke 800-Seelen-Gemeinde von den Lienzer Dolomiten im Norden und den Karnischen Alpen im Süden. Im Winter bedeutet diese einzigartige Lage vor allem eines: Viel Schnee! Viel Platz! Viel Ruhe!

Man muss also nicht zwingend immer auf der Piste oder Loipe sein, um den Winter aktiv zu erleben. Will man der weißen Pracht ganz unmittelbar begegnen, sie unverfälscht und pur erfahren, schnürt man am besten ganz einfach die Wanderschuhe und stapft los. In Kartitsch weiß man längst um die Magie dieser sanften Fortbewegung und hat sich daher dem Winterwandern voll und ganz verschrieben. Das Prädikat „Erstes Winterwanderdorf“ hat der Berggemeinde 2018 eine neue, touristisch nachhaltige Identität geschenkt und sie belebt. Bernhard Pichler als Projektverantwortlicher erschließt mit der Positionierung des Ortes auch eine Marktlücke, indem er einen aktiven Winterurlaub der Allgemeinheit zugänglich macht.

Winterwonne pur: Lautlos durch den Schnee

In der Tat ist das behutsame Wandern durch eine tief verschneite Winterlandschaft ein eindrückliches und wonniges Erlebnis, bei dem genug Zeit bleibt, die einzigartige Landschaft ringsum in sich aufzusaugen und zu genießen. Schritt für Schritt geht es auf geräumten Wanderwegen dem Ziel entgegen. Das Tempo bestimmt man dabei natürlich selbst. Und so stapft man mitunter völlig selbstvergessen durch die weiße, stille Pracht. Reduziert auf sich selbst und auf das Medium Schnee. Geräuschlos. Meditativ. Lediglich ein leises Knirschen ist zu hören. Intensiver und unmittelbarer kann man den Winter wohl nicht erleben. Neun unterschiedliche Winterwanderwege, zwischen zwei und zehn Kilometer lang, von leicht bis anspruchsvoll, stehen Erholungssuchenden in Kartitsch dabei zur Verfügung.

Abwechslung am Wegesrand

Die weiße Winterlandschaft ist der Star. Die unverbrauchte Natur in und um Kartitsch benötigt keine große Zusatz-Inszenierung. Jedoch: An ausgewählten Punkten entlang der Wege hat man Rastplätze geschaffen. Kleine überdachte Jausenhütten und winterfeste Hollywoodschaukeln wurden errichtet, um bequeme Verschnaufpausen zu ermöglichen. An besonders aussichtsreichen Orten lenkt man Aufmerksamkeit zudem gezielt. Vom hölzernen Aussichtsbalkon auf dem Weitwanderweg Dorfberg etwa eröffnet sich ein sagenhaftes Panorama auf den Karnischen Kamm und den Ortler im Südwesten. Das interaktive Fernrohr am Hollbrucker Rundweg lässt Wanderer bis nach Lienz blicken und erklärt zudem die Namen aller umliegenden Berggipfel. Seit letztem Winter neu: Der „Oswald Kollreider“-Themenweg. Kollreider, 1921 als Sohn eines Bergbauern in Kartitsch geboren, avancierte nach seiner Ausbildung in Wien zu einem international anerkannten Maler. Auf dem ihm gewidmeten Weg erinnern sieben Tafelbilder sowie Wandfresken und Sgraffitis an sein Schaffen.

Europäische Winterwandertage in Kartitsch

Von 10. bis 13. März 2022 finden in Kartitsch – unterstützt durch die Europäische Wandervereinigung und die Tirol Werbung – die „Europäischen Winterwandertage“ statt, bei denen wanderlustige Teilnehmer auf Gleichgesinnte treffen. Ein eigens dafür entwickeltes „Rundum-Sorglos-Paket“ beinhaltet eine ganze Menge: Unterkunft, tagsüber geführte Winterwandertouren, kostenloser Shuttleservice, abends eine gemeinsame Fackelwanderung (Freitag), sowie eine Rodelpartie (Samstag). Das Beste: Drei Übernachtungen inklusive geführter Winterwanderungen, Rucksack- und Stockverleih gibt es schon ab 165 Euro pro Person.